
Genthin. „Wenn etwas mal schief geht, halte ich die Rübe hin. Genauso kann ich mich bei Erfolgen aber auch sonnen" sagt Bernd Neumann mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Bernd Neumann ist seit zwölf Jahren Leiter im Genthiner Jugendhaus „Thomas Morus". Im Jahr 1973, als er nach seinem Studium zurück nach Genthin ging, leitete er bereits für einige Jahre mit gemeinsamen Freunden einen Jugendclub, „Die Arbeit dort war aber nur ehrenamtlich. Hauptsächlich war ich in der Metallverarbeitung tätig", erklärt Bernd Neumann. Bis er eines Tages seine Arbeit verlor. Durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme war der Genthiner anschließend als Projektleiter bei der QSG angestellt. Jedoch trieb ihn die Befürchtung, dass der Vertrag nicht verlängert wird, dazu, dass er sich als Leiter im „Morus-Haus" bewarb. „Für den Posten wurde zu der Zeit gerade eine Stelle ausgeschrieben. Und ich hatte ja schon länger Ambitionen, mit Jugendlichen zusammenzuarbeiten", erklärt der zweifache Vater. Letztlich bekam Bernd Neumann die Stelle. Im „Morus-Haus" veranstaltet er mit seinen anderen Mitarbeitern viele Events für die Jugendlichen aus Genthin und Umgebung. Sportliche Aktivitäten werden in dem Jugendclub ganz besonders groß geschrieben. So wolle man Aggressionen abbauen und Teamfähigkeit erreichen. Gerade Jugendliche aus sozial schwachen Verhältnissen, für die das Haus vor 14 Jahren von der katholischen St. Mariengemeinde gegründet wurde, finden einen Platz. „Bei uns ist es aber bunt gemischt, wir haben Kinder von einer geistig behinderten Schule, .aber auch Gymnasiasten. Genau das ist die Kunst, diese Kinder zu vereinen", sagt Bernd Neumann. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 17 Jahren und der größte Teil der Besucher sind Jungen, Neben sportlichen Angeboten wird aber auch viel für das Ohr und die Augen geboten. „Die Teenies können Fernsehen, Playstation spielen oder selber Musik machen." In dem Jugendhaus stehen die Freizeitaktivitäten natürlich im Vordergrund, aber „wir wollen den Jugendlichen auch eine Hilfe für das Leben in der heutigen, nicht immer leichten Weit geben", erklärt der Leiter. So wolle, man den Kids zeigen, wie man sich im Leben zurecht findet, zum Beispiel durch Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle oder Studienplatz. In diesem Aspekt spiele die enge Zusammenarbeit mit Petra Schiele eine entscheidende Rolle. Die Streetworkerin, die selber vierfache Mutter ist, arbeitet seit zehn Jahren für die Stadt Genthin im Bereich der mobilen Jugendarbeit und ist seit fünf Jahren als Streetworkerin für das „Morus-Haus" unterwegs,. Sie begleitet Jugendliche auf ihrem Weg, gibt ihnen unter anderem Hilfestellung bei der Wohnungs- und Lehrstellensuche. „Ich denke, wir sollten den Kindern ein Beispiel sein, was ein sinnvolles Leben betrifft", so die diplomierte Lehrerin, Ihrer Meinung nach sei die Jugendkriminalität in Genthin in den letzten Jahren nicht bedeutend gestiegen oder abgeflacht. Wobei Straftaten wie Diebstähle oder Ähnliches immer wieder passieren, jedoch sehe sie da keinen Unterschied zu anderen Regionen, so Petra Schiele. „Es ist von großem Vorteil, dass wir die verantwortliche Streetworkerin hier direkt bei uns im Haus haben", erklärt Bernd Neumann. Es bestehe eine enge Zusammenarbeit und viele Jugendliche, die sonst möglicherweise ihren Weg nicht ins Haus gefunden hätten, finden ihn über Petra Schiele. Die Streetworkerin kümmere sich vor allem um die Probleme der Jugendlichen und Bernd Neumann und sein Team um das Freizeitprogramm. Für den Jugendhausleiter gibt es aber natürlich auch mal Momente, in denen er traurig oder auch enttäuscht ist. „Wenn ich ein Turnier oder Event organisiert habe und das Interesse der Jugendlichen ist einfach nicht da, oder wenn jemand, in den man viel Hoffnung gesetzt hat, vom Weg abkommt. Das sind so Momente, die einen schon traurig machen, erzählt Bernd Neumann. Oft nehme er seine Gedanken auch mit nach Hause. Das Abschalten nach der Arbeit sei nicht immer einfach. Motivation geben ihm dann aber wieder die schönen, erfreulichen Momente, wenn einem Jugendlichen zum Beispiel eine Lehrstelle vermittelt werden konnte oder gemeinsame Erfolgsmomente beim Sport. „Toll finde ich es auch, wenn Jugendliche nach langer Zeit bewusst mal wieder ins Haus kommen und nur vorbei- schauen wollen. Dann gucken sie sich meist alte Fotos an, die wir die ganze Zeit über aufbewahren. Das ist immer schön und zeigt uns dann auch, wie sehr sie sich zum Positiven verändert haben", sagt Neumann. Auf die Frage hin, was er sich für die Zukunft des Hauses wünscht, sprudelt aus Bernd Neumann sofort eine Antwort. „Ich wünsche nur einfach, dass wir mal längerfristiger planen können. Wenn wir wüssten, dass wir über einen längeren Zeitraum finanzielle Unterstützung bekommen würden", sagt der Jugendhausleiter. So müsse man von Jahr zu Jahr wieder hoffen, dass das „Thomas Morus Haus" weiterhin bestehen bleibt. Das gehe mit der Zeit vor allem auf die Psyche und sei sehr anstrengend, so Bernd Neumann.